Mobbing in der Schule und Lösungsstrategien
Natürlich ist Mobbing nicht neu. Wahrscheinlich gibt es das schon seit jeher. Es wird aber immer dann aktuell, wenn die Arbeitsbedingungen durch Konkurrenzsituationen enger werden und wenn mehr Konflikte auftreten.
Das ist in den letzten Jahren auch deutlich in vielen Betrieben und in der Schule der Fall. Während früher die Sechstagewoche und der besser verteilte Unterricht dafür sorgten, dass Schule stressfreier ablief, haben die verschlechterten Arbeitsbedingungen und die zunehmende Arbeitsdichte dafür gesorgt, dass heute mehr Konflikte auftreten.
Durch die fehlende Erziehung zu Hause und das veränderte gesellschaftliche Umfeld sind Konflikte in der Schule an der Tagesordnung.
Auf dieser Seite lesen Sie:
- Was ist Mobbing?
- Die Ursachen von Mobbing
- Teufelskreis Mobbing
- Der juristische Begriff „Mobbing“
- Mobbing in der Schule
- Lösungsstrategien gegen Mobbing
- Handlungsmöglichkeiten bei Mobbing
- Schüler dürfen Lehrer im Internet benoten
- Cybermobbing
Auslöser für Mobbing sind fast immer Konflikte. Der Begriff „Mobbing“ steht für Psychoterror am Arbeitsplatz. Er wurde von dem Arbeitspsychologen Heinz Leymann geprägt, der seit 1955 in Schweden lebt und dort Professor für Jugendpsychologie war. Schon zu Beginn der 60er Jahre hatte er das Phänomen Mobbing bei Kindern beobachtet und näher beschrieben. Zu Beginn der 80er Jahre fiel ihm auf, dass es auch bei Erwachsenen auftrat. Er hat die Ursachen intensiv studiert und gilt als der größte Experte auf diesem Gebiet. 1999 ist er gestorben, aber sein Buch löste eine Welle der Zustimmung aus. Bis heute ist es ein Klassiker, weil er das Phänomen „Mobbing“ mit vielen Fallbeispielen belegt und beschreibt, wie die Mobbingspirale frühzeitig gestoppt werden kann und wie man den Opfern helfen kann.
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Der Begriff „Mobbing“
Von Heinz Leymann stammt auch die Definition von Mobbing.. Sie wird von der der Gesellschaft gegen psychosozialen Stress und Mobbing (GpsM) heute folgendermaßen definiert:
„Mobbing ist eine konfliktbelastete Kommunikation am Arbeitsplatz unter Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und Untergebenen, bei der die angegriffene Person unterlegen ist, von einer oder mehreren anderen Personen oft systematisch und während längerer Zeit mit dem Ziel und / oder dem Effekt des Ausstoßes direkt oder indirekt angegriffen wird, und dies als Diskriminierung empfindet.“
Zusammenfassend gilt: Um gegen Mobbing vorgehen zu können, muss eine Rechtsverletzung vorliegen. Mobbing selbst ist kein Straftatbestand, aber einzelne Tatbestände wie Nötigung, Drohung, Erpressung oder Körperverletzung stellen strafbare Handlungen dar. Wird Mobbing mithilfe elektronischer Kommunikationsmittel ausgeübt, so spricht man von Cyber-Mobbing.
Mobbing unter Lehrerinnen und Lehrern
Die Forscher sind sich darin einig, dass der Werteverfall in der Gesellschaft eine große Rolle spielt. Während man vor 30 Jahren noch deutlich mehr Normen, Traditionen, Glaubensvorschriften oder Gesetze achtete und tragende Werte wie Zivilcourage, Solidarität, Achtung, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit hoch schätzte, sind heute viele dieser Wertvorstellungen durch Begriffe wie „Erfolg, Stärke, Durchsetzungswillen, Selbstbewusstsein u.a. ersetzt worden. Diese verursachen naturgemäß sehr viel mehr Konfliktsituationen, die durch neue Managementmethoden, Verschlankungskuren der Firmen, Kostendruck und knappere Ressourcen noch verstärkt worden sind.Das macht sich auch in der Schule bemerkbar. Wenn man bedenkt, dass die Lehrerinnen und Lehrer viele erzieherische Aufgaben heute mit erledigen müssen, die früher von der Familie erledigt wurden, so ist es nicht verwunderlich, dass auch hier ein starker Druck entstanden ist. Die moderne Verwahrlosung der Kinder hat nicht ohne Grund zu einer höheren Gewaltbereitschaft geführt, die ebenfalls eine Triebfeder des Mobbings ist.
Eine weitere Wurzel sind die neuen Management-Methoden, die für den Schulbereich eingeführt wurden. Während diese an sich nicht unbedingt schlecht sein müssen, werden sie aber zu einer ernst zu nehmenden Gefahr, wenn sie sich mit unzureichenden Führungsqualitäten der Schulleitungen paaren. Verstärkt wird alles noch dadurch, dass oft Neuerungen eingeführt werden ohne eine ausreichende Transparenz der Notwendigkeit für die Mitarbeiter zu schaffen.
In den Kollegien macht sich außerdem noch eine andere Haltung bemerkbar: Die Überalterung und die frustrierende Feststellung, dass alle Bemühungen unter höchstem persönlichen Engagement doch nicht den erhofften Erfolg bringen und auch nicht in entsprechendem Maße honoriert werden, führen zu einem inneren Rückzug vieler Kolleginnen und Kollegen. Das wiederum bedeutet aber für sie selbst eine Verschlechterung der Situation. Wer sich nämlich innerlich zurückzieht, nicht den Willen zum Dialog und zur Konfliktlösung zeigt, gerät in die Rolle der oder des Untergebenen. Und schon ist die Mobbing-Situation vorprogrammiert.
Betrachtet man nämlich die Definition näher, so fällt auf, dass sie von einer untergebenen Person spricht. So lange der Konflikt kurzzeitig ist und geklärt wird, tritt noch kein Mobbing auf. Konflikte in der Schule gibt es immer. Davon lebt schließlich die Erziehung. Und solange die Konflikte im gegenseitigen Dialog geklärt werden, empfinden sich beide Konfliktpartner auch als gleich stark und ebenbürtig. In dem Moment aber, in dem einer von beiden denunziert oder diskriminiert wird, wird es gefährlich. Meist ist das mit Stress verbunden. Wir wissen als Lehrer alle, dass wir sehr oft im Laufe des anstrengenden Unterrichtstages immer schlechter reagieren und manchmal auch ausrasten, wenn die Belastung zu groß wird. Das ist genau der Punkt: An dieser Stelle schafft einer der Konfliktpartner es nicht, die Situation zu bewältigen und wird Verlierer. Von diesem Zeitpunkt ab spricht man von einer „konfliktbelasteten Kommunikation“.
In den meisten Fällen wird die Situation dadurch bereinigt, dass man sich am nächsten Tag oder nach einigen Tagen wieder beruhigt, entschuldigt oder durch ein klärendes Gespräch wieder auf einen gleichen Level kommt. Ist das aber nicht der Fall und es geht über einen längeren Zeitraum hin so weitert, beginnt der Teufelskreis des Mobbings.
Der Konflikt selbst tritt nämlich dann in den Hintergrund; die beiden Kontrahenten werden unfreundlich, mürrisch, bedrückt oder auch still oder aggressiv. Man merkt das in jedem Kollegium deutlich an den Reaktionen in den Konferenzen. Jedenfalls verändern sich die Verhaltensweisen sichtlich und die Situation wird schließlich so, dass eine Veränderung zum gesamten sozialen Umfeld eintritt. Dann ist es schwer, wieder eine normale Situation zu schaffen; meist gelingt das gar nicht mehr, weil der unterlegene Partner es gar nicht mehr schafft, ohne Hilfe aus dem Prozess herauszukommen. Die psychosoziale Belastung hat dann meist auch Konsequenzen für die Qualität der Arbeit: Es treten mehr Fehler auf, die Ermahnungen der Schulleiterin oder des Schulleiters nach sich ziehen, es treten mehr Krankheitsfälle auf, die Isolation wird immer stärker. Durch die Isolation ist auch psychische Belastung viel stärker. Man kommt nämlich mit den Stresssituationen im Unterricht und in den Pausen mit den Schülern nicht mehr so gut klar und rastet öfter aus. Die fehlende Belastbarkeit merken Schüler ganz deutlich und nutzen die Schwächen schamlos aus. Die Eltern erfahren es auch bald; es spricht sich rum.
Wenn der Konfliktpartner ein Kollege oder eine Kollegin ist, wird spätestens jetzt die Schulleitung in Kenntnis gesetzt und mehr oder weniger zum Handeln aufgefordert. Daraufhin erfolgt meist ein ernstliches Gespräch oder eine Abmahnung wegen der schlechten Arbeitsleistung. Die Ursachen des Mobbings kommen meist gar nicht mehr zur Sprache, weil sich auch der vom Mobbing Betroffene inzwischen in eine Außenseiterrolle manövriert hat und isoliert ist. Und es wird noch schlimmer: Durch die Maßnahme der Schulleitung wird die betreffende Kollegin oder der Kollege jetzt „gebrandmarkt“ und kommt in einen schlechten Ruf. Diejenigen, die nichts von dem Vorgang mitbekommen hatten, sind jetzt auch informiert und tragen es weiter. Alle wissen plötzlich, „dass mit dem Kollegen was nicht stimmt“ und verstärken die Gerüchteküche. Vielfach ist nicht einmal eine Versetzung an eine andere Schule eine Lösung, weil dort schon signalisiert wird, dass man ihnen einen Problemfall unterschieben will. Damit ist schon vorher die Basis für einen Neuanfang verbaut.
Das Ende ist dann vorprogrammiert: Psychosomatische Probleme wegen der Überbelastung, Krankheit, Dienstunfähigkeit, Ausschluss aus dem Arbeitsleben.
Wenn der Konfliktpartner die Schulleiterin oder der Schulleiter ist, sieht die Sachlage noch böser aus. Die hierarchische Struktur des Beamtensystems ist ein ausgezeichneter Nährboden für Mobbing. Es ist nämlich oft so, dass Schulleitungen mit schwachen Führungsqualitäten es nicht schaffen, ihre pädagogischen – oder Organisationsentscheidungen dem Kollegium gegenüber transparent zu machen. Sie werden oft angeordnet und mit dem Willen der Schulaufsicht, des Schulrates oder der Bezirksregierung begründet. Oft werden auch Erlasse als unumgängliche Vorschrift herangezogen. Begünstigende Faktoren für Mobbing-Prozesse sind natürlich auch Zeitdruck, unbesetzte Stellen, hohe Verantwortung bei geringem Handlungsspielraum und eine geringe Bewertung der Tätigkeit. Wenn man unsere tägliche Situation in den Schulen sieht, die morgens durch ausfallende Lehrer, anfallenden Vertretungsunterricht und Dauerstress durch lernunwillige Schüler gekennzeichnet ist, so wird sofort klar, dass laufend Konflikte auftreten, die sich leicht zum Mobbing ausweiten können.
Der juristische Begriff „Mobbing“
Juristisch gesehen ist Mobbing kein eigenständiger Tatbestand, sondern eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte des Arbeitnehmers. Das Landesarbeitsgericht Thüringen hat in einem Urteil vom 10.4.2001 – 5 Sa 403/00 die rechtliche Einordnung vorgenommen. Es stellt fest, dass ein Anspruch auf Rechtsschutz bei Mobbing besteht. Aus den Leitsätzen zu dem Urteil hier zwei Begriffsdefinitionen in der Sprache von Juristen:
„4. Bei dem Begriff „Mobbing“ handelt es sich nicht um einen eigenständigen juristischen Tatbestand. Die rechtliche Einordnung der unter diesen Begriff zusammenzufassenden Verhaltensweisen beurteilt sich ausschließlich danach, ob diese die tatbestandlichen Voraussetzungen einer Rechtsvorschrift erfüllen, aus welcher sich die gewünschte Rechtsfolge herleiten lässt. Die juristische Bedeutung der durch den Begriff „Mobbing“ gekennzeichneten Sachverhalte besteht darin, der Rechtsanwendung Verhaltensweisen zugänglich zu machen, die bei isolierter Betrachtung der einzelnen Handlungen die tatbestandlichen Voraussetzungen von Anspruchs-, Gestaltungs- und Abwehrrechten nicht oder nicht in einem der Tragweite des Falles angemessenen Umfang erfüllen können.
- Ob ein Fall von „Mobbing“ vorliegt, hängt von den Umständen des Einzelfalles ab. Dabei ist eine Abgrenzung zu dem im gesellschaftlichen Umgang im Allgemeinen üblichen oder rechtlich erlaubten und deshalb hinzunehmenden Verhalten erforderlich. Im arbeitsrechtlichen Verständnis erfasst der Begriff des „Mobbing“ fortgesetzte, aufeinander aufbauende oder ineinander übergreifende, der Anfeindung, Schikane oder Diskriminierung dienende Verhaltensweisen, die nach Art und Ablauf im Regelfall einer übergeordneten, von der Rechtsordnung nicht gedeckten Zielsetzung förderlich sind und jedenfalls in ihrer Gesamtheit das allgemeine Persönlichkeitsrecht oder andere ebenso geschützte Rechte, wie die Ehre oder die Gesundheit des Betroffenen, verletzen. Ein vorgefasster Plan ist nicht erforderlich. Eine Fortsetzung des Verhaltens unter schlichter Ausnutzung der Gelegenheiten ist ausreichend. Zur rechtlich zutreffenden Einordnung kann dem Vorliegen von falltypischen Indiztatsachen (mobbingtypische Motivation des Täters, mobbingtypischer Geschehensablauf, mobbingtypische Veränderung des Gesundheitszustands des Opfers) eine ausschlaggebende Rolle zukommen, wenn eine Konnexität zu den von dem Betroffenen vorgebrachten Mobbinghandlungen besteht. Ein wechselseitiger Eskalationsprozess, der keine klare Täter-Opfer-Beziehung zulässt, steht regelmäßig der Annahme eines Mobbingsachverhaltes entgegen.“
Mobbing gibt es in der Schule in vielfältigen Variationen
Es kommt beileibe nicht nur zwischen der Schulleitung und einzelnen Kolleginnen oder Kollegen vor, sondern durchaus mit dem Hausmeister oder den Sekretärinnen. Auch unter den Schülerinnen und Schülern sowie von ihnen gegen Lehrerinnen und Lehrer gibt es viele Variationen.
Es ist nicht bekannt, in wie viel Fällen Mobbing unter Kolleginnen und Kollegen vorkommt oder wie oft die Schulleitung als Vorgesetzte daran beteiligt ist. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass Mobbing innerhalb eines kleinen, gewachsenen Kollegiums, wie es in Grundschulen sehr häufig existiert, nur selten auftritt. Als Personalrat wurde ich jedoch öfter von Kolleginnen an solchen Schulen angesprochen, die mir davon berichteten, dass sie vom Schulleiter unter Druck gesetzt würden. Oft ist es nämlich so, dass nur Damen an solchen Schulen sind und der Schulleiter die einzige männliche Person ist. Aber auch in solchen Fällen kann man nicht unbedingt von Mobbing sprechen. Die Beziehungsgeflechte sind oft sehr verzwickt und die Problematik ist komplizierter, als es auf den ersten Blick zu erkennen ist. In größeren Schulsystemen wird die Organisationsstruktur komplizierter und die Fehler in der Organisation und dem Management steigen überproportional an. Beide zusammen sind aber die Hauptwurzeln für die Entstehung von Konflikten. Diese sind an sich nicht schlimm, obwohl viele zu vermeiden wären. Aber die Anonymität in großen Kollegien, die fehlende Transparenz für Organisationsentscheidungen und die fehlende persönliche Absprache sind oft die Ursache für Unzufriedenheit und Ärger. Dazu fehlt vielfach die Zeit und die Ruhe, um diese Konflikte aus der Welt der zu schaffen: Sie gären untergründig weiter. Das ist der Nährboden für Mobbing.
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Aber hieraus ergibt sich die Lösungsstrategie gegen Mobbing:
- Kolleginnen und Kollegen, die in einem starken sozialen Netz eingebunden sind, sind schwer zu mobben. Sie finden Rückhalt und Unterstützung in ihrem Kollegium. Das ist der wichtigste Rat, den man geben kann: sich nicht isolieren und Rat bei neutralen Kolleginnen und Kollegen einholen.
- Kolleginnen und Kollegen, die mutig auftreten und ihre Meinung sagen, werden selten gemobbt. Viele Mobbing-Situationen entstehen nämlich einfach durch unbewusstes Akzeptieren einer lang andauernden Konfliktsituation, die nicht aus der Welt geschafft wird. Da ist eben ein klärendes Wort nötig, das auch manchmal den Schulfrieden wiederherstellen muss. Auch Schulleiterinnen und Schulleiter brauchen oft diese Klarstellungen, um wieder auf den Boden der Wirklichkeit zurückgeholt zu werden.
- Mobbing trifft oft die Schwachen. Das können in der Schule leicht die Lehramtsanwärter, Aushilfskräfte oder Teilzeitkräfte sein. Es sind eben nicht alles Spitzenpädagogen in der Schule: Manche müssen noch etwas lernen, manche sind keine Naturtalente und andere opfern nicht ihr gesamtes Dasein dem Unterricht. Wie oft fallen unbedachte Bemerkungen, die sich auf bestimmte Personengruppen beziehen. Hier ist ebenfalls eine Klarstellung nötig. Eventuell müssen diese Personengruppen in die Offensive gehen, um ihre Interessen und ihre Situation darzustellen und Verständnis dafür zu entwickeln. Hier ist es wichtig, dass die Einzelnen nicht als „Bittsteller“ auftreten, sondern ihre Rechte aus der gewählten Position heraus wahrnehmen und bewusst darstellen.
- Da Konflikte immer in der Schule auftreten, muss die Basis für Mobbing dadurch entzogen werden, dass Konflikte gelöst werden. Schwelende Konflikte sind gefährlich und wuchern unter der Oberfläche weiter. Dazu darf es nicht kommen. Sorgen Sie also dafür, dass ungelöste Probleme nicht stillschweigend geduldet werden, weil vielleicht der Schulleitung der Mut zu einer unbequemen Entscheidung fehlt. Schieben Sie nichts auf die lange Bank, sondern bleiben Sie hartnäckig und erzwingen Sie die Entscheidung.
- Nachfragen ist auch eine wichtige Sache. Wenn Sie merken, dass Sie selbst, eine Kollegin oder ein Kollege von einem anderen geschnitten wird, dass Ihre Arbeit nicht mehr gewürdigt wird, dass über längere Zeit eine belastete Kommunikation wahrgenommen wird, sollten Sie nachfragen, warum das so ist und welche Ursachen dafür vorliegen. Vorwürfe sollten klar ausgesprochen werden. Fragen Sie konkret nach, was Ihnen oder der anderen Person vorgeworfen wird. Damit signalisieren Sie, dass Ihnen die Situation nicht gleichgültig ist und Sie an einer Klärung interessiert sind. Entscheidend ist nämlich, dass Sie die Initiative ergreifen und nicht alles gleichgültig hinnehmen.
Andere Möglichkeiten ergeben sich durch Hilfen von außen:
Wer sich in der Schule nicht mehr wohl fühlt, sollte den Ursachen auf den Grund gehen und das klärende Gespräch suchen. In jedem Fall sollte man mit der Schulleiterin oder dem Schulleiter darüber reden, was einen bedrückt und warum man den Eindruck hat, dass die eigene Arbeit nicht mehr gewürdigt wird. Gleichzeitig sollte man mit einem Kollegen oder einer Kollegin sprechen, dem oder der man eine neutrale Position zutraut.
Hilft das nicht, sollte man sich zunächst an den Lehrerrat wenden. Er ist derjenige, der nach dem Schulgesetz die Vermittlungsinstanz darstellt. Oft wird mir gesagt, dass die Mitglieder des Lehrerrates keine Hilfe seien, „weil die doch nichts täten“. Andererseits sind die Mitglieder aber vom Kollegium gewählt und genießen das Vertrauen der überwiegenden Mehrheit. Deshalb sollten sich vom Mobbing Betroffene doch an ihn wenden. Denn der Lehrerrat wird zumindest versuchen, seiner Vermittlerrolle gerecht zu werden, wenn er vielleicht auch nicht die Partei des Betroffenen direkt ergreift. Das wäre vielleicht auch gar nicht gut. Denn sinnvoller für den Lehrerrat ist zunächst einmal eine neutrale Position, die ein Überdenken und Abwägen der Situation ermöglicht. Ein guter Lehrerrat wird zunächst einmal Lösungen suchen, die der Betroffene selbst einleiten kann. Er wird ihm dabei Unterstützung zusichern, aber die Handlung selbst muss vom Betroffenen ausgehen.
Aus Erfahrung weiß ich, dass man auch nicht direkt im Gespräch mit dem Betroffenen oder der Schulleitung eine Lösung vereinbaren sollte. Das beste ist, man hört sich von beiden Seiten die Situationsschilderung genau an und lässt sich danach Zeit zur Analyse des Konfliktes und für Lösungsstrategien. Erst in einer zweiten Phase sollte dann ein Vermittlungsgespräch stattfinden, dass konkrete Schritte zum Inhalt hat. Den Abschluss bildet dann eine einvernehmliche Regelung, wie jetzt weiter vorgegangen wird, um die konfliktbelastete Situation zu beenden.
Der Lehrerrat ist zunächst der beste Ansprechpartner, weil er die Situation an der Schule vielleicht aus seiner Entstehungsgeschichte heraus am besten begreifen kann und in der speziellen Situation die menschlichen Komponenten der Konfliktgegner am besten berücksichtigen kann. Es kann aber auch durchaus sein, dass der Personalrat die geeignete Anlaufstelle für ein neutrales Gespräch ist. Dessen Mitglieder haben nämlich oft einen größeren Überblick und Kenntnis von ähnlichen Fällen, was für die individuelle Beratung eine wichtige Erfahrungsbasis darstellt.
Schulleiterinnen und Schulleiter, die keinen Weg finden, um den Konflikt zu beenden, sind dumm. Ich sage das einmal ganz krass. Es ist nämlich in jedem Fall ein Produktivitätsverlust, wenn man den Konflikt bestehen lässt. Er kostet nicht nur für beide Seite viel Kraft, sondern die Arbeitsleistung beider Kontrahenten ist in jedem Fall schlechter als in einer entspannten Situation. Außerdem ist beim unterlegenen Partner in jedem Fall mit Ausfällen wegen Krankheit zu rechnen. Es hilft auch nicht viel, ein Fehlertagebuch zu führen, in dem alle Verfehlungen und Versäumnisse festgehalten werden, um schließlich „genügend in der Hand zu haben“, um den Betreffenden abzusägen.
Manchmal ist auch die Situation so verfahren, dass eine einvernehmliche Lösung nicht mehr herbeigeführt werden kann. Dann ist weitere Hilfe von außen erforderlich. Das kann entweder eine Person aus der Schulaufsicht sein oder besser jemand, der Mobbing-Erfahrung hat. Dazu gibt es Beratungsstellen, die ich unten bei den Webadressen aufgeführt habe. Manchmal hilft auch nur der Gang zu einem Psychotherapeuten. Die sprechen im Übrigen von einem „Mobbing-Tagebuch„, das der Betroffene führen sollte, um alle Dinge aufzuzeichnen, die im Laufe der Zeit geschehen. Dadurch ist später die Entstehungsgeschichte der konfliktbelasteten Situation besser nachzuzeichnen und auch gezieltere Hilfen für die Behebung zu geben. Außerdem schreibt sich der vom Mobbing Betroffene auch seinen Frust von der Seele und kann es so etwas leichter verarbeiten. Das Mobbing-Tagebuch erfüllt noch eine andere wichtige Funktion, die im Falle einer arbeitsrechtlichen Auseinandersetzung an Bedeutung gewinnt: Nach derzeit gültigem Recht muss nämlich bei einer gerichtlichen Auseinandersetzung der vom Mobbing Betroffene nachweisen, dass er in seiner körperlichen oder seelischen Gesundheit vom Arbeitgeber gefährdet worden ist. Und dieser Nachweis ist ohne Aufzeichnungen schwer zu erbringen.
Dennoch sind alle Behandlungsmaßnahmen im Nachhinein nicht die ideale Lösung. Besser wäre die Prävention von Mobbing durch Schaffung eines entspannten Arbeitsklimas, durch Stressabbau und durch die sorgsame Beobachtung der Arbeitsatmosphäre. Dies wiederum ist aber verpflichtende Aufgabe der Schulleitung und wird auch im Arbeitsschutzgesetz als solche beschrieben. Deshalb sollte das Auftreten von Mobbing ein Warnsignal für das Kollegium und besonders für den Lehrerrat sein.
Hilfreich:
Die Bezirksregierung Münster hat einen 56-seitigen Ratgeber „Gewalt gegen Lehrkräfte – Wie reagieren? Wie vermeiden? erstellt. Es lohnt sich, diesen Ratgeber herunterzuladen. Er enthält viele praktikable Ratschläge.
Sie hat auch noch eine andere interessante Broschüre im Angebot: „Konflikte bearbeiten – Mobbing verhindern„.
Für diejenigen, die Hilfe suchen:
Wussten Sie, dass es sogar eine Arbeitsgemeinschaft von Lehrern gegen Mobbing gibt? Sie heißt „Bundesarbeitsgemeinschaft Lehrer gegen Mobbing e.V. (BLM) und bietet kompetente Ansprechpartner für Kolleginnen und Kollegen, die unter Mobbing leiden. Auf der Webseite finden Sie viele hilfreiche Hinweise: http://www.bl-mobbing.de/
Schüler dürfen Lehrer im Internet benoten
Sieben Jahre lang hat die 2007 von drei Kölner Studenten gegründete Webseite „spickmich.de“ die Lehrer in Atem gehalten, denn innerhalb von zwei Jahren hatten sich bereits mehr als 1.000 000 Schülerinnen und Schüler dort eingetragen, um ihre Lehrerinnen und Lehrer zu bewerten. Es gab Noten von 1 bis 6 mit entsprechenden Kommentaren. Die Lehrkräfte waren gar nicht damit einverstanden, denn man konnte sie verunglimpfen, beleidigen und verletzen. Und das alles anonym. Auch die Klagen vor dem Landgericht Köln, dem Oberlandesgericht und dem Bundesgerichtshof hatten keinen Erfolg, denn die Richter empfanden das als freie Meinungsäußerung, die zulässig sei, solange sie nicht in Schmähkritik ausufere. Demnach wären auch Begriffe wie „sexy“ oder „cool“ durchaus zulässig, weil es sich nach Meinung der Richter um Werturteile und nicht um Tatsachenbehauptungen handele. Lesen Sie dieEntscheidung des Landgerichts Köln.
Im Jahr 2008 wurde eine weitere Internet-Plattform mit dem Namen „schulradar“ eröffnet, die als Meinungsaustausch für Lehrer, Eltern und Schüler dienen sollte. Da auch Schulen bewertet werden konnten, gewann sie zwar sehr schnell viele User, aber es gab viel Kritik dazu und auch eine Klage vor dem Landesgericht Hamburg.
2014 wurden beide Plattformen im Internet abgeschaltet und seit dieser Zeit wird ein neuer Internetauftritt vorbereitet. Aber bis zum April 2018 ist noch nichts geschehen.
Cybermobbing an Schulen – was tun?
Cybermobbing kann Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrerinnen und Lehrer treffen. Diese neue Form des Mobbing kann für Betroffene besonders belastend sein. Mobbingattacken, die über das Internet verbreitet werden, überschreiten die Grenzen der Schule, Urheber oder Täter können leicht in der Anonymität untertauchen. Wenn Kolleginnen oder Kollegen an einer Schule von Cybermobbing betroffen sind, muss konsequent gehandelt werden. Schulleitungen sind hier in der Pflicht.
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Früher haben Schülerinnen und Schüler hinter der hohlen Hand Gerüchte über andere erzählt oder sich ins Ohr geflüstert. Später wurden persönliche Differenzen in Form von Beschimpfungen, Beleidigungen oder sogar handgreiflich auf dem Schulhof ausgetragen.
Heute hat sich das im Zeitalter der Handys, Smartphones und des Internets auf die Sozialen Netzwerke verlagert. Hier kann man persönlich, anonym oder unter einem Decknamen Geheimnisse publik machen, Gerüchte verbreiten und andere schikanieren. Die Hemmschwelle, andere lächerlich zu machen oder zu beleidigen, ist immer mehr gesunken. Die Täter brauchen keine direkte Reaktion zu fürchten, wie das früher beim Beleidigen von Angesicht zu Angesicht geschah, sondern sie können sich in der Anonymität des Internets verstecken.
So ist inzwischen der Rufmord im Cyberspace schon alltäglich geworden. Also war es nur eine Frage der Zeit, bis der Rufmord zu einem echten Mord werden würde. Das ist nun Wirklichkeit geworden, wie Sie aus dem nebenstehenden Bericht lesen können.
Weitere Ausführungen finden Sie auf meiner Webseite Cybermobbing.
Welche Arten von Cybermobbing es gibt, welche gesetzlich zulässigen Maßnahmen es gibt, steht – an zahlreichen Fällen erläutert – in den Handlungsempfehlungen „Mobbing von Lehrkräften im Internet“. Sie stellt eine gute Hilfe sowohl für Betroffene, als auch für Schulleitungen und Kollegien dar und kann auch als Grundlage für die Entwicklung von Präventionskonzepten an einer Schule dienen. Die 24-seitige Broschüre macht allerdings auch die beschränkten Eingriffsmöglichkeiten und die miserable Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen durch die Schulaufsicht deutlich. Wer akut von Cybermobbing betroffen ist, sollte auch den zuständigen Personalrat informieren. Außerdem bietet der arbeitsmedizinische Dienst die kostenlose Notrufnummer 0800 / 0439258 an. Dort können betroffene Lehrkräfte sich dienstags und donnerstags in der Zeit von 14 bis 18 Uhr anonym beraten lassen.
Mobbing- Report
Eine im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin geförderte Studie „Der Mobbing-Report – eine Repräsentativstudie für die Bundesrepublik Deutschland“ stellt fest, dass in Deutschland zur Zeit 2,7%, das entspricht über 80 000 Beschäftigten, von Mobbing betroffen sind. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz bietet den kostenlosen Download dieser Studie an. Darüber hinaus gibt es dort unter dem Themenschwerpunkt „Arbeitsrecht“ hervorragende Tipps. Das Beste aber ist eine Zusammenfassung von arbeitsrechtlichen Fragen und Antworten zum Thema „Mobbing am Arbeitsplatz“ mit sehr praxisbezogenen Lösungen.
Im Dezember 2003 hat Dr. W. Hagemann ein Buch „Burnout von Lehrern“ herausgebracht, das auch ein gutes Kapitel zum Thema Mobbing enthält. Er selbst ist Chefarzt der Röher-Parkklinik, die auf ihrer Webseite mehrere Aufsätze zum Mobbing anbietet.
Da man ohne Hilfe kaum aus dem Teufelskreis Mobbing herauskommt, empfiehlt sich vielleicht auch, Teile dieser Problematik mit anderen Lehrern zu besprechen. Versuchen Sie doch einmal, sich an dem Lehrerforum zu beteiligen. Dort können Sie Ihren Namen anonym eingeben und Ihr Problem im Forum zur Diskussion stellen. Sie werden viele Antworten und Lösungshilfen bekommen. Manchmal ist es ganz nützlich auch ganz andere Ideen zu hören.
Thema/Titel | Internet-Adresse |
Verein gegen psychosozialen Stress und Mobbing e.V. | www.vpsm.de |
Mobbing-Web | www.mobbing-web.de |
Tipps und Tricks zur Abwehr von Mobbing | http://www.mobbing.net/ |
Mobbing Help | www.mobbing-help.de |
Mit ohne Mobbing – aktuelles Thema bei der Gemeinschaftsinitiative Gesünder Arbeiten | www.gesuender-arbeiten.de |
Beim Bundesverband der Betriebskrankenkassen werden in der Rubrik Gesundheit viele Themen der Gesundheitsförderung incl. Mobbing angeboten. | www.bkk.de |
Gute Auflistung von Fragen und Antworten zum Thema „Mobbing“ unter dem Themenschwerpunkt „Arbeitsrecht“ | http://www.bmas.de |
Mobbing in der Schule | www.schulberatung.bayern.de |
Gute Linksammlung zum Thema Mobbing | http://www.autenrieths.de |
Bundesarbeitsgemeinschaft Lehrer gegen Mobbing | http://www.bl-mobbing.de/ |
Lehrerforen, die hilfreich für Problemlösungen sind. | www.lehrerforum-nrw.de |
Wertvolle juristische Tipps zum Cybermobbing und zum Rechte-Dschungel des Internets | |
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